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Johann Füller über erfolgreiche Innovationsarbeit


Franz Bailom im Gespräch mit Prof. Johann Füller


Die eigenen Wachstums- und Innovationsfelder der Zukunft identifizieren – wie gelingt das?


Innovationen sind Basis für den Erfolg von Unternehmen sowie für die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen. Die Herausforderung im Vorfeld besteht allerdings darin, die Innovationsfelder für das eigene Unternehmen klar zu definieren, um darauf aufbauend eine adäquate und zielgerichtete Innovationsstrategie zu entwickeln. Das frühzeitige Erkennen von Trends und deren Einflüssen spielt dabei eine große Rolle. Ich habe mit Prof. Johann Füller, Gründer von HYVE – The Innovation Company, über die Herausforderungen in der Innovationsarbeit gesprochen. Das Unternehmen mit Sitz in München hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten über die Landesgrenzen hinaus als führende Innovationsagentur etabliert und sich unter anderem darauf spezialisiert, neue Wachstumsfelder zu identifizieren. Das „Haus der Innovation“, wie HYVE auch genannt wird, arbeitet branchenübergreifend an der Entwicklung von zukünftigen Produktgenerationen im digitalen Zeitalter.


Franz Bailom: Johann, du bist ein international anerkannter Innovationsexperte: Du hast zahlreiche Publikationen in Top-Journals zum Themenfeld Innovation veröffentlicht. Und du beschäftigst dich seit Jahren nicht nur wissenschaftlich mit der Frage, was die wichtigsten Erfolgsfaktoren in der Innovationsarbeit sind, sondern du hast zudem mit HYVE einen sehr erfolgreiches Innovationshaus aufgebaut. Mit deinem Team aus über 70 Experten berätst du zahlreiche Unternehmen, von Mittelständlern bis zu internationalen Konzernen. Verrate uns: Was machen Top-Innovatoren deiner Meinung nach anders, um dem Wettbewerb standzuhalten und leistungsfähigere Produkte, Services und Prozesse zu entwickeln und gleichzeitig höhere Renditen zu erzielen?


Johann Füller: Was wir im Laufe der Zeit in der Zusammenarbeit mit zahlreichen Unternehmen beobachten konnten, ist, dass Top-Innovatoren sich sehr intensiv mit drei Fragen beschäftigen:

  1. Was sind die wichtigsten Innovations- und Wachstumsfelder der Zukunft für uns und unsere Branche?

  2. Welche Technologien und Innovationen zeichnen sich in diesen Bereichen bereits ab und wie können wir diese gezielt nutzen?

  3. Wie können wir die Qualität unseres Innovations-Outputs erhöhen?

Es geht also auch um die Frage, wie die eingesetzten Ressourcen optimiert werden können. Und hier verfügen Top-Innovatoren nicht nur über klare und institutionalisierte Prozesse, für die sie entsprechende Personalressourcen zum Einsatz bringen. Sie setzen auch verstärkt auf neue Technologien.


Franz Bailom: Kannst du uns einen Einblick geben, wie diese Unternehmen in der Praxis versuchen, die relevanten Innovations- und Wachstumsfelder zu identifizieren?


Johann Füller: Wir haben dafür einen klaren Prozess definiert, den die Unternehmen, die wir begleiten, jährlich durchlaufen.

  • Im Kern dreht sich sehr viel um die Frage, welchen EINFLUSS bestimmte Trends auf die gesamte Branche, auf das eigene Unternehmen sowie auf die eigenen Kunden haben werden.

  • Zum anderen wird der Frage nachgegangen, welche KOMPETENZEN im Unternehmen vorhanden sind, um die Chancen, die sich aus diesen Trends ergeben, nutzen zu können.

Vereinfacht ausgedrückt, ergibt sich dann ein neues Innovations- und Wachstumsfeld, wenn beispielsweise ein Thema wie Sustainability massiv an Einfluss gewinnt und das Unternehmen über besondere Kompetenzen verfügt, in diesem Feld neue Lösungen zu realisieren.


Franz Bailom: Hast du ein konkretes Beispiel, das zu einem Umbruch der Strategie des Unternehmens geführt hat?


Johann Füller: Da gibt es sehr viele spannende Beispiele. Spontan fällt mir EBM Papst ein, Hersteller von Elektromotoren und Ventilatoren. Klaus Geißdörfer, der CEO des Unternehmens, erklärte in einem Interview im Handelsblatt, dass man bei EBM Papst in den nächsten zehn Jahren ein enormes Potenzial bei den Megatrends „Erneuerbare Energien“, „Data-Center“ und „Klimatechnik“ sehe, weil die globale Klimaerwärmung steigt. Deshalb fokussiert das Unternehmen nun verstärkt auf die Luft- und Heiztechnik und zieht sich zunehmend aus dem bisherigen Hauptbetätigungsfeld der Autoindustrie zurück, da dieses Marktfeld an Attraktivität verloren hat.


Franz Bailom: Klingt nachvollziehbar.


Johann Füller: Es gibt leider auch viele Beispiele, bei denen Unternehmen die sich verändernden Marktanforderungen nicht rechtzeitig erkannt haben und schlussendlich daran gescheitert sind. Man denke nur an das immer wieder strapazierte Beispiel von Kodak, dem Erfinder der Digitalkamera. Kodak hat die marktseitige Dynamik des Trends „Digitalisierung in der Fotografie“ völlig unterschätzt und andere Unternehmen entwickelten sich zu dominanten Playern.


Franz Bailom: Kannst du uns auch hinsichtlich potenzieller Tools und Technologien ein paar Einblicke geben? Worauf kommt es an?


Johann Füller: Mittlerweile setzen viele Unternehmen auf spezifische Trendradar-Tools.

  • So kann man Radare zu beliebig vielen Themenbereichen anlegen und idealerweise auf relevante Trendsets und Daten zur jeweiligen Branche zugreifen. Falls man neu aufkommende Einflüsse zu erkennen glaubt, die in Zukunft eine Rolle spielen könnten, ist es möglich, diese hinzuzufügen.

  • Wichtig ist bei solchen Tools, dass beliebig viele Personen aus unterschiedlichen Bereichen zur Bewertung eingeladen werden können, beispielsweise aus der Produktion oder dem Vertrieb. So können die Ergebnisse am Ende verglichen werden und es entsteht ein gemeinsames Bild im Unternehmen.

  • Manche Trendradare ermöglichen zudem, die Bewertungen von Experten einzublenden, die wiederum mit den eigenen Einschätzungen abgeglichen werden können.



Johann Füller: Der externe Blick erscheint mir in diesem Zusammenhang besonders wichtig. Damit meine ich nicht nur das Know-how von Experten. Wir versuchen in unserer Innovationsarbeit auch die Kunden der Unternehmen einzubinden. Und zwar von der ersten Idee bis hin zum Markteintritt. Alle unsere Aktivitäten sind auf die gemeinsame Wertschöpfung mit den Verbrauchern ausgerichtet, die stets im Mittelpunkt unseres Innovationsdenkens stehen.


Hier gilt es, genau zu verstehen, welche Bedürfnisse und Probleme der Kunde konkret hat und ob beziehungsweise wie die jeweiligen Trends und Innovationsfelder diese Bedürfnisse und Probleme adressieren können. Wenn es gelingt, damit zentrale Probleme zu lösen, sind das die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche und kommerzialisierbare Lösung am Markt.


Franz Bailom: Du hast vorhin erwähnt, dass es nicht genügt, die attraktivsten Innovationsfelder zu identifizieren, sondern dass es wichtig ist, zu verstehen, welche Technologien und Innovationen sich in diesen Bereichen bereits abzeichnen. Wie funktioniert das am besten?


Johann Füller: Die Top-Player haben häufig eigene Scouts im Einsatz, die sich intensiv mit diesen Fragen beschäftigen. Oder sie nutzen Technologie- und Contentprovider, um neuen und wertvollen Input zu erhalten.


Franz Bailom: Wie kann man sich das vorstellen?


Johann Füller:

  • Einerseits gibt es Technologieanbieter, bei denen Suchabfragen sehr detaillierte Ergebnisse für spezifische Innovationsfelder liefern. Und zwar hinsichtlich der weltweit bedeutendsten Start-ups, Forschungspublikationen, Patente etc. Diese Provider setzen sehr stark auf AI und Analysen und rufen Millionen von Daten aus den unterschiedlichsten Datenbanken ab.

  • Andererseits gibt es Anbieter, die mit eigenen Scouts pro Trend- und Innovationsfeld nach spannenden Innovationen und Technologiebeispielen suchen. Diese stellen sie den Unternehmen wiederum in spezifischen Datenbanken zur Verfügung.

Insgesamt bin ich der Meinung, dass der Schlüssel zu einer guten Innovationsarbeit darin liegt, kollaborative Tools, smarten Content und leistungsstarke Nutzergemeinschaften mit vielfältigem, interdisziplinärem Know-how zu vereinen. Hierbei bieten neu aufkommende, digitale Innovationsplattformen eine große Chance.


Franz Bailom: Vielen Dank für das Gespräch, Johann!

 

ÜBRIGENS: in-manas bietet neben einem umfassenden Innovationskompass mit Tausenden von Innovationen weitere praktische Tools wie Trendradare und Pinnwände zur kollaborativen Ideenentwicklung an. Wo genau? Im INNO-VERSE. Dort können Sie in wenigen Schritten leistungsstarke Innovations- und Strategiehubs aufbauen. Wenn Sie mehr über unser Innovationsuniversum erfahren möchten:

PS: Selbstverständlich können Sie jederzeit einen Demo-Termin mit uns vereinbaren.


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